Doxy-PEP  wird oft gewünscht – selten ist sie sinnvoll!

Doxy-PEP in Köln – aktuelle Empfehlungen

Die Doxy-PEP wird bei sexuell aktiven Menschen oft empfohlen, von vielen Patientinnen und Patienten auch aktiv gewünscht. Nach Beratung veordnen wir diese, raten aber prinzipiell nicht dazu. Informieren Sie sich ausführlich über die Möglichkeiten und Risiken.

Doxy-PEP - Doxyclin 200 mg zur Einmalgabe

Was ist eine Doxy-PEP?

„Doxy-PEP“ steht für Doxycyclin-Postexpositionsprophylaxe.

Dabei wird nach einem sexuellen Kontakt, der ein Risiko für sexuell übertragbare Infektionen (STI) bergen könnte, eine Einzeldosis Doxycyclin (200 mg) eingenommen – mit dem Ziel, bakterielle STI wie Chlamydien, Syphilis oder Gonorrhoe zu verhindern.

Diese Strategie wird derzeit vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), in Studien und spezialisierten Zentren untersucht.

Aktuelle Datenlage und Resistenzentwicklung

Neue Untersuchungen aus Berlin (Glausinger, Infection & More 4/2024) zeigen:

  • Gonokokken (Erreger der Tripper-Infektion) sind in nahezu allen Fällen gegen Doxycyclin resistent.

  • Auch Mycoplasma genitalium, ein Erreger, der Urethritis und Proktitis verursachen kann, zeigt zunehmende Resistenzraten gegen mehrere Antibiotikaklassen (Makrolide, Chinolone und teilweise auch Tetrazykline).

  • Die prophylaktische Gabe von Doxycyclin nach Sexualkontakten kann somit das Risiko einer Resistenzentwicklung weiter erhöhen, ohne die Verbreitung der wichtigsten STI signifikant zu verhindern.

Die Autor*innen der Berliner Studie fassen zusammen:

„Die in Berlin zirkulierenden Gonokokken sind nahezu immer gegen Doxycyclin resistent. Die prophylaktische Gabe von Doxycyclin zur Verhinderung von STIs erscheint deshalb in Anbetracht der Epidemiologie und Resistenzsituation wenig sinnvoll.“

Unsere Haltung in der Praxis

In unserer Praxis informieren wir offen, evidenzbasiert und leitliniengerecht über die Möglichkeiten und Risiken einer Doxy-PEP.

  • Wir empfehlen die Doxy-PEP derzeit nicht aktiv, da Nutzen und Resistenzrisiko in keinem günstigen Verhältnis stehen.

  • Nach individueller Aufklärung können wir eine Doxy-PEP jedoch auf Wunsch verordnen, sofern keine medizinischen Gegenanzeigen bestehen.

  • Vorrangig bleibt die regelmäßige STI-Testung, konsequente Safer-Sex-Strategien und der korrekte Impfschutz (insbesondere gegen Hepatitis A / B, HPV und Meningokokken).

  • Schon jetzt „kämpfen“ wir gegen multiresistente Mycoplasma genitalium Infektionen. Doxycyclin wird diese Infektionen (als PEP) weder verhindern, noch kann es sie (therapeutisch) umfassend behandeln. 

FAQ: Häufige Fragen zur Doxy-PEP

Wie wird Doxy-PEP eingenommen?

In den bisherigen Studien wurden 200 mg Doxycyclin innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Sexualkontakt eingenommen. Diese Anwendung ist nicht zugelassen („off-label use“).

Ist Doxy-PEP in Deutschland zugelassen?

Nein. Doxycyclin ist ein zugelassenes Antibiotikum, aber nicht zur STI-Prophylaxe. Die PEP ist also immer ein Off-Label-Use über den wir ausführlich (dokumentiert) aufklären MÜSSEN. 

Welche Risiken bestehen?

Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Photosensibilität und – entscheidend – die Förderung antibiotischer Resistenzen.

Schützt Doxy-PEP auch vor Gonorrhoe (Tripper)?

Nein – Gonokokken sind nahezu immer resistent gegen Doxycyclin.

Für wen kann eine Doxy-PEP trotzdem sinnvoll sein?

In Einzelfällen, bei sehr hoher Expositionswahrscheinlichkeit und nach ausführlicher Aufklärung, kann eine individuelle Entscheidung getroffen werden.

Fazit

Die Doxy-PEP ist ein spannendes, aber umstrittenes Konzept.

Angesichts der aktuellen Resistenzlage und der unsicheren Wirksamkeit raten wir derzeit nicht zur routinemäßigen Anwendung.

Wir beraten Sie aber gerne individuell – kompetent, diskret und evidenzbasiert.