Häufig unerkannt und dadurch gefährlich
Vorhofflimmern – Frühzeitig erkennen und behandeln
Das Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der sich die Vorhöfe nicht mehr koordiniert und regelmäßig mit den Hauptkammern des Herzens bewegen. Der Herzschlag des Patienten wird dadurch unregelmäßig und kann auch sehr schnell werden. Die größte Gefahr ist die Bildung von Blutgerinnseln im Vorhof, die zu Schlaganfällen führen.
Wieso bekommt man Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern hat viele verschiedene Ursachen, meist ist es eine Erkrankung eines älteren und schon vorgeschädigten Herzen, z.B. durch eine koronare Herzerkrankung („Arterienverkalkung“), durch Bluthochdruck, andere Herzerkrankungen, aber auch durch Alkoholkonsum und andere Genussgifte. Es kann konstant auftreten, oder auch immer wieder in den gesunden Sinusrhytmus übergehen, dann handelt es sich um das paroxysmale Vorhofflimmern.
Etwa 2-3 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland leiden unter Vorhofflimmern, bei den über 75-jährigen wird eine Häufigkeit von 16% berichtet.
Ist Vorhofflimmern gefährlich?
Manchmal kommt es durch den fehlenden regelmässigen Takt im Vorhof zu sehr schnellem Herzschlag, dies kann für die Leistungsfähigkeit des Herzens und des betroffenen Patienten durchaus bedrohlich sein. Das tükische ist aber gerade, dass es in sehr vielen Fällen nicht bemerkt wird. Daher sind die genannten Häufigkeiten dieser Erkrankung auch mit Vorsicht zu bewerten. Die Dunkelziffer kann also noch höher sein. Unbemerktes Vorhofflimmern lässt dann ebenso unbemerkt Thromben („Blut-Thrombose-Klumpen“) im Vorhof entstehen, die in den Kreislauf des Patienten gelangen können und dann schwerste und tödliche Schlaganfälle verursachen können. Weiterhin kann eine Herzschwäche resultieren, wenn das Herz über längere Zeit unreguliert zu schnell „pocht“.
Was passiert, wenn das Herz aus dem Takt gerät?
Der Sinusknoten, ein Taktgeber im Bereich des rechten Vorhof, erzeugt regelmässig elektrische Impulse, die zuerst den Vorhof und später über den sog. AV-Knoten das Hauptherz („Ventrikel“) aktivieren. Das Herz macht einen Schlag und wirft Blut aus, erfüllt also seine Aufgabe.
Im Zustand des Vorhofflimmerns gerät dieser Ablauf durcheinander: zusätzliche Bereiche im Vorhof verursachen zusätzliche Reize und in der Vorhofmuskulatur findet keine wirksame Vorhofkontraktion mehr statt. Im EKG sehen Mediziner dann ein flimmern der Grundlinie, manchmal auch ein Flattern.
Der AV-Knoten lässt nur gefiltert einige Reize zu den Ventrikeln, den Herzkammern, durch, so dass es glücklicherweise nicht zum Kammerflimmern kommt und „nur“ die Vorhöfe betroffen sind. Trotzdem ist das Herz oft unregelmäßig, schlägt unnötig schnell, Patient:innen beschreiben unserem Team dann häufig ein Gefühl von Herzstolpern oder Herzrasen.
Wie wird das Vorhofflimmern diagnostiziert?
Die Elektrokardiografie, kurz EKG, stellt alle elektrischen Erregungen des Herzens in verschiedenen Bereichen detailliert dar. Für unser ärztliches Team ist die Diagnose also prinzipiell relativ einfach.
Das gelegentlich auftretende Vorhofflimmern, das selber wieder zurück in den Sinusrhytmus wechselt, kann dann aber übersehen werden. In solchen Fällen erhalten unsere Patient:innen ein 24-, 48- oder 72-Stunden-EKG. Mit diesem Rekorder können alle Tätigkeiten ausgeführt werden. Sollen sie sogar, wir wollen unsere Patient:innen so „in freier Wildbahn“ erleben, also bei den Beschäftigungen, die sonst auch machen. Dann haben wir eine gute Chance, das gelegentliche Vorhofflimmern zu diagnostizieren.
Patient:innen, die zum Gesundheitscheck in die Innere Medizin im MediaPark Köln kommen, erhalten alle immer ein EKG. Diese einfache Untersuchung kann das Vorhofflimmern und viele andere Herzstörungen in kürzester Zeit mit minimalem Aufwand aufspüren.
Apple Watch und Co.: Was kann das „EKG“ am Handgelenk?
Da das Vorhofflimmern in fast jedem Fall auch den regelmässigen Schlag der Pulswellen stört, kann jeder zu Hause und überall gelegentlich kontrollieren, ob das Herz noch „im Takt ist“. Wenn nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Alle Patient:innen mit Bluthochdruck haben ein Blutdruck-Messgerät von uns verordnet bekommen. Wir achten bei der Verordnung darauf, dass die Geräte eine Arrhytmie-Anzeige haben. Wenn diese Anzeige leuchtet oder blinkt – ab zum Hausarzt oder Facharzt.
Unter dem Vorbehalt, dass „Wearables“ wie Apple Watch, Fitbit und Co. keine Medizinprodukte sind und ärztliche Diagnostik nicht ersetzen können: Sie können helfen, Vorhofflimmern aufzuspüren. Solche Uhren oder Pulsgurte kontrollieren auch die Rhytmik der Pulswelle oder machen sogar ein kleines EKG. Für eine sichere Diagnostik zu klein, aber durchaus geeignet, den Patient zum Arztbesuch zu animieren.
Was wird gegen Vorhofflimmern gemacht?
Die Therapie stützt sich neben einer Ursachensuche zunächst darauf, Thromben im Herzen zu verhindern oder frühzeitig zu entdecken. Hierzu sind weitere Untersuchungen nötig. Ähnlich wie bei der Magenspiegelung wird mit einem Ultraschallgerät durch die Speiseröhre überprüft, ob sich Thromben gebildet haben. Je länger Vorhofflimmern besteht, umso unwahrscheinlicher gelingt es, den normalen Herzrhythmus – den sogenannten Sinusrhythmus – wieder herzustellen und aufrecht zu erhalten. Vorhofflimmern kann durch Medikamente, elektrische Kardioversion oder eine sogenannte Katheterablation erfolgreich behandelt werden. Bei vielen dieser Maßnahmen können Sie unter einer kleinen Narkose, ähnlich wie bei der Magen- oder Darmspiegelung im MediaPark, auch schlafen. Die komplette Diagnostik wird in unserer Praxis in Köln angeboten.
Unser ärztliches Team berät Sie auf Augenhöhe, um die für Sie beste Behandlungsmöglichkeit zu finden und erklärt auch mögliche Alternativen. Wichtig ist, dass das Herz schnell wieder in einen möglichst langsamen Herzschlag überführt wird (Frequenzkontrolle), und nach Möglichkeit auch wieder in einen regelmäßigen Takt (Rhytmuskontrolle). Ob und wie lange Blutverdünner genommen werden müssen, wird individuell festgelegt.