Soll ich mich gegen Gürtelrose impfen lassen?

Gürtelrose-Impfung bei Erwachsenen

Die Gürtelrose ist meistens keine tödliche oder sehr schwere Infektionskrankheit. Und dennoch: der Verlauf und die schmerzhaften Folgen können sehr unangenehm und langwierig sein. Es gibt eine wirksame Impfung.

Was ist die Gürtelrose?

Herpes Zoster (Gürtelrose) wird wie Windpocken (meistens im Kindes- und Jugendalter auftretend) durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst. In Deutschland haben fast alle Erwachsenen in ihrem Leben die Windpocken durchgemacht. Nach der Ausheilung der Windpocken ist das Virus im menschlichen Körper aber nicht verschwunden, sondern bleibt das ganze Leben lang in Nervenzellen zurück. Wenn das Immunsystem schwächer wird, im letzten Lebensdrittel, oder bei chronischen Erkrankungen, kann das Virus reaktivieren und einen schmerzhaften, scharf begrenzten Ausschlag, die Gürtelrose (Zoster), hervorrufen. Meist sind die Blässchen und Rötungen innerhalb weniger Tage wieder verschwunden, die sehr schmerzhaften Nervenentzündungen können auch nach Abklingen des Ausschlags längere Zeit andauern (postherpetische Neuralgie). Diese oft starken Schmerzen müssen nicht selten durch starke Analgetika, auch Opioide, oder auch Antidepressiva behandelt werden.

Kann man sich mit Gürtelrose anstecken?

Ja und nein, ist die „halb-wahre“ Antwort. Keine Gürtelrose ohne vorherige Windpocken-Infektion: das Virus muss schon vorhanden sein, um eine Gürtelrose zu bekommen. Die Erreger der Windpocken verursachen dann nach Jahren oder Jahrzehnten eine Gürtelrose. Aber Patient:innen mit aktiver Gürtelrose können die Gürtelrose in der Regel nicht auf jemand anderen übertragen. Möglich ist es aber durchaus, bei einem Kind, welches bisher keine Windpocken hatte und auch nicht geimpft ist, mit der Gürtelrose die Windpocken auszulösen – das Virus ist das gleiche (Grosseltern und Enkel:innen-Konstellation). Anders ausgedrückt: Eine Neuinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus ruft immer erst eine Windpocken-Infektion hervor, nie die Gürtelrose direkt.

Windpocken sind sehr einfach übertragbar. Fast jeder Mensch, der noch keine Windpocken hatte oder eine Impfung (MMRV: Mumps-Masern-Röteln-Varizellen) erhalten hat, wird bei Kontakt zu einem Patienten mit aktiven Windpocken meist selber daran erkranken. Varizella-Zoster-Viren werden durch Husten und Niesen (Tröpfcheninfektion) übertragen, auch sind Schmierinfektionen an Oberflächen möglich. Das Virus ist dabei sogar mehrere Tage überlebensfähig, somit also viel weniger empfindlich als SARS-CoV-2 oder HIV.

Bei Ansteckung mit Windpocken sind die Patient:innen bereits bis zu drei Tage vor Beginn des klassischen Ausschlags ansteckend. Die Ansteckungsfähigkeit sowohl bei Windpocken als auch bei Gürtelrose endet mit der vollständigen Verkrustung aller Bläschen etwa 10 Tage nach Beginn des Ausschlags.

Was passiert, wenn ich Gürtelrose habe?

Bei der Gürtelrose werden die in den Nervenzellen überlebenden Erreger Varizella Zoster Viren einer früheren Windpocken-Infektion wieder aktiv.

Die meisten Patienten berichten über einen brennenden oder auch elektrisierenden Schmerz der betroffenen Areale einige Tage vor den ersten Blässchen. Die Schmerzen ähneln den Schmerzen nach dem Stich einer Feuerquale oder wie beim Duschen, nachdem man in Brennesseln gefallen ist. Es bilden sich in den darauf folgenden Tagen flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die sich zu einem gürtelförmigen (bandartigen) Ausschlag ausbreiten: Klassischerweise ist der Ausschlag scharf begrenzt und folgt immer einem „Dermatom“ der betroffenen Nervenzellen. So ist der der Ausschlag meistens genau nur auf einer Körperseite rechts oder links lokalisiert. Die Schmerztherapie stellt unser ärztliches Team dann oft vor eine wahre Herausforderung. Oft sind starke Schmerzmittel, die mit Antidepressiva oder Medikamenten gegen Epilepsie verstärkt (augmentiert) werden müssen, erforderlich. Bei einigen Patient:innen bleibt auch nach Abheilen des Ausschlags der Schmerz an der betroffenen Stelle im Sinne einer postherpetische Neuralgie für Wochen bis Jahre bestehen.

Das höchste Risiko, an einer Gürtelrose zu erkranken, haben ältere Menschen oder Personen mit einer Immunschwäche.

Soll ich mich gegen Gürtelrose impfen lassen?

Ein gut verträglicher Impfstoff ist in Deutschland zur Impfung gegen Gürtelrose zugelassen. Es erfolgt eine Impfung zu Beginn der Impfserie sowie eine zweite Impfung nach frühestens zwei Monaten bis zu einem halben Jahr nach der ersten Impfung. Die Impfung kann mit anderen Impfung, die ebenso für das letzte Lebensdrittel empfohlen sind (Pneumokokken, Influenza etc.) kombiniert werden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Gürtelrose mit dem Impfstoff Shingrix für folgende Personen:

  • allen Personen ab 60 Jahren.
  • allen Personen ab 50 Jahren, deren Immunsystem durch Krankheit oder Behandlung geschwächt ist.
  • allen Personen ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen wie Diabetes, rheumatoider Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Asthma.

Die zweifache (!) Impfung mit dem Totimpfstoff Shingrix kann Personen vor Gürtelrose und (darum geht es uns am dringendsten:) postherpetischer Neuralgie schützen: 92 Prozent der Geimpften waren innerhalb von vier Jahren nach der Impfung nicht erkrankt; vor durch Gürtelrose hervorgerufenen Nervenschmerzen (postherpetischer Neuralgie) waren 82 Prozent geschützt.

Ist die Impfung aufgrund einer der genannten Grunderkrankungen empfohlen, sollte die Impfung und der beste Impfzeitpunkt mit unserem ärztlichen Team besprochen werden. Wenn beispielsweise das Immunsystem wegen Rheuma unterdrückt werden soll (Immunsuppression), sollte die Impfung mit ausreichendem Abstand schon vorher verabreicht werden.

Die meisten Krankenversicherungen übernehmen bei entsprechender medizinischer Indikation die Impfung. Auch im Rahmen einer Selbstzahler-Leistung impfen wir unsere Patienten gerne.

Hat die Gürtelrose-Impfung Nebenwirkungen?

Nach der Impfung gegen Gürtelrose kommt es durch die Anregung der körpereigenen Abwehr sehr häufig zu einer Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, die auch schmerzen kann. Viele Patienten spüren die Impfung ähnlich „der zweiten BioNTech-Impfung“ gegen SARS-CoV-2. Es kommt dabei zu Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Fieber und häufig Muskelschmerzen, die einem Muskelkater ähneln. Solche Impfreaktionen sind im Prinzip Zeichen der Immunreaktion und klingen nach maximal 3 Tagen ab. In schlimmen Fällen können wir dann auch Ibuprofen, Naproxen oder Aspirin verordnen.